Buddhistische Meditation (Vien Giac)

Die drei letzten Glieder des achtfachen Pfades (Rechte Anstrengung, Achtsamkeit, Vertiefung), so lehrte Buddha, dienen der Meditation. Die Erkenntnis und Auflösung der "Ich-Anhaftung" vollzieht sich nur in der Praxis der Versenkung.

Rechte Anstrengung bedeutet, die erforderliche Willenskraft aufzubringen, jeden Augenblick voller Konzentration bewusst zu sein. Die Außenwelt wird zwar wahrgenommen, doch ohne ihr anzuhaften. Alles registrieren ohne zu werten. Keine subjektiven Empfindungen beeinflußen den Meditierenden, die Sinneseindrücke werden objektiv wahrgenommen.
Rechte Achtsamkeit heißt, den eigenen Körper und Geist zu beobachten. Man nimmt den eigenen Atem wahr, wie er kommt und geht, ob lang oder kurz. Das ist die Meditation der Atembetrachtung. Wem diese stete Achtsamkeit nicht gelingt, soll die Atemzüge zählen: von Eins bis Zehn und dann wieder von vorn. War man abgelenkt oder verträumt beginnt man gleichfalls wieder von vorne. Und genauso neutral beobachtend schließlich verfährt man mit den übrigen Funktionen des Körpers (Meditation der Körperbetrachtung). Schließlich wendet man sich dem Geist zu. Gleichmütig, aber nicht gleichgültig beobachtet man seine Gefühle und dann auch Gedanken, bis sie von selbst gehen. Man läßt sie kommen und wieder gehen wie Wind und Meereswellen. Will Negatives nicht gehen, wandelt man es in Positives um, d.h. entwickelt bewußt gute Gedanken und Gefühle.
Rechte Vertiefung führt letztendlich zur vollkommenen Befreiung. Freiwerden von Begierden führt zu Frieden; Konzentration auf einen Punkt beruhigt den Geist; Aufrecherhalten der Ruhe führt zu Gleichmut; beharrlich die Leidensursachen erkennen absoluter Klarheit.

 

Hinweise zur Meditation

Man sollte seine Meditationserfahrung nicht durch eine Erwartungshaltung vordefinieren.
Man sollte eine ruhige Sitzhaltung anstreben, die man für zumindest 15 Minuten aufrecht halten kann. Es empfiehlt sich eine Sitzhaltung am Boden, weil so ein Umfallen durch Eindösen geringere Wirkungen hat als das Fallen von einem Sessel. Fürs erste empfiehlt sich der burmesische Sitz, bei dem mit gebeugten Knien die Unterschenkel nebeneinander am Boden aufliegen. Der Rücken ist gerade ohne sich anzulehnen. Man beruhigt die Atmung bis sie unhörbar ist. Das Ziel ist es, bewusst zu sitzen („nur sitzen“), nichts weiter. Fällt einem das Sitzen am Boden schwer, kann man auch auf einem Stuhl sitzen. Man soll dabei eher auf der Stuhlkante sitzen, den Rücken gerade halten (die Rückenwirbel liegen übereinander) und sich nicht anlehnen. Wichtig ist zweitens, dass man aufmerksam, d.h. „bewußt“, ist. Daher übten chinesische Zen-Mönche u.a. am Brunnenrand sitzend – das hält wach!
Kann man sich nicht von Gedanken und Emotionen lösen, empfiehlt sich das Lauschen auf den Atem. Lässt man sich dennoch vom „inneren Fernsehen“ entführen, empfiehlt sich das Zählen der Atemzüge (von Eins bis Zehn, dann wieder von vorn) – sitzt man wieder einem Gedanken auf, beginnt man von neuem zu zählen. Gedanken und Emotionen sollte man nicht unterdrücken, die elektro-chemischen Vorgänge müssen weitergehen, aber man sollte sich nicht von ihnen entführen lassen, weil das Loslassen die Devise ist: wie an einem Fluss sitzend lässt man die Wellen weiterziehen. Der Geist löst sich so im Laufe der Zeit von seiner Konditionierung zur Identifikation mit Körper, Gedanken und Emotionen, d.h.: er wird frei.
Verringern sich im Laufe der Jahre Emotionen und Gedanken, erfährt man in der kurzen Zeit ihrer Abwesenheit eine innere Ruhe, die auch im Alltag zu erlangen man sich bemühen soll, denn das festigt die Weitung des Bewusstseins und befriedet das eigene Umfeld. In diese Lücke, der Sendepause des inneren Fernsehens, soll man sich angstfrei immer mehr vertiefen.
Mehr ist nicht zu sagen, denn zum einen reicht meine Erfahrung nicht weiter, zum anderen hat jeder seinen eigenen Weg. Jedenfalls sollte man nicht mit allenfalls auftretenden überraschenden Phänomenen prahlen und sich durch diese „Sensationen“ den weiteren Weg begrenzen lassen. Bodhidharma sagte seinen Schülern in seiner unnachahmlich schlichten Art und Weise: „Seid wach! Lasst los! Geht weiter!“