Buddhistische Richtungen

Theravada
Früher auch abwertend Hinayana (Kleines Fahrzeug) genannt. Theravada (die alte Lehre) bewahrt in wesentlichen Grundzügen die Lehre Buddhas, aufbewahrt im Pali-Kanon, den Sutras (Lehrreden), die wörtlich auf den Aussagen Buddhas beruhen sollen, den Schriften des Tripitaka (Dreikorb). Angestrebtes Ideal ist der Arhat (ein Erleuchteter, der das Heil nur für sich selbst erlangt – Meditation). Trennung der Sangha (Gemeinschaft) in Mönche und Laien.
Südasien: Myanmar, Sri Lanka, Thailand, Laos, Kambodscha. In Indien nur noch vereinzelt.
 
Mahayana
Das Ideal des Mahayana (Großes Fahrzeug) ist der Bodhisattva, der das Heil allen Wesen bringen möchte, angesammeltes Karma (Verdienste) kann an andere übertragen werden. Philosophisch ausgerichtete Sutras und Kommentare vieler Lehrmeister. Die Dreikörper-Lehre, überweltliche Buddhas und das Shukavati-Paradies sind deutliche Unterschiede zum Theravada. Die Sangha ist gleichgestellt.
In ganz Südostasien, aber auch in Tibet, Japan, Korea und vereinzelt in Indien.
 
Vajrayana
Eine Weiterentwicklung des Mahayana ist das Vajrayana (Diamantfahrzeug), beeinflußt durch die alte Bön-Religion in Tibet. Tantrische Lehrmethoden, Geheimlehren vom Meister auf den Schüler übertragen, Yogaübungen, Mantras (Sprüche) und Mandalas (Meditationsbilder) sind die Kennzeichen. Das Vajrayana beeinflußt in starkem spirituellen Maße das Alltagsleben. Lamas verkörpern die geistliche Autorität. Rezitationen sind ein wesentlicher Bestandteil bei der Ausübung der Lehre.
Hauptsächlich in Tibet, Nepal, Bhutan, Mongolei, aber auch im Nordwesten Chinas.
 
Zen
Die Ursprünge des Zen liegen in China in den Ch'an-Schulen. Bücher und Konventionen werden als nutzloser Ballast ange- sehen, das Erleuchtungspotential liegt in jedem Individuum selbst und kann durch spontane Einsicht erlangt werden. Das Zen zeichnet sich durch Koans aus: Paradoxe Fragen, über die lange Zeit meditiert wird. Sitz-Meditation wird schweigend und sehr häufig durchgeführt. Das Leben in einem Zen-Kloster ist durch strenge Regeln gekennzeichnet.
Hauptsächlich in Japan, aber auch Südchina, Vietnam und Korea.


Diese vier buddhistischen Richtungen sind zum großen Teil in viele unterschiedliche Schulen aufgeteilt. Kennzeichnend für sie alle ist aber die Toleranz und Akzeptenz, in allen Ländern existieren sie mehr oder weniger nebeneinander. Viele Buddhisten praktizieren häufig die verschiedenen Ausrichtungen gleichzeitig.
Nach Europa und in die übrige Welt gelangte der Buddhismus erst vor etwa 200 Jahren. Etwa mit Mitte des 19. Jahrhun- derts begannen sich insbesondere deutsche Philosophen mit den Texten zu beschäftigen. Aber schon in der Antike gab es einen regen Kultur- und Wirtschaftsaustausch mit den buddhistischen südasiatischen Ländern.
Es ist daher anzunehmen, daß sich hier im Westen im Lauf der Jahrhunderte eine neue Entwicklung bildet.