Meditationserfahrung

 

Täglich eine halbe Stunde sitze ich im Hier und Jetzt,
Gedanken mich nicht mehr entführen, Emotionen sind wie ausgesetzt.
Ich horche, sehe, lausche, fühle - meiner Wahrnehmung bleibt nichts verdeckt:
Mein Herz ist weit, mein Geist ist klar - ich habe die Präsenz entdeckt.
 
Aufrecht mit geradem Rücken sitze ich im stillen Raum,
das Beachten meines Atems holt mich zurück aus jedem Traum.
Gedanken, die mich einst besessen, fallen ab wie welkes Laub,
auch Neurosen gehen unter, ihnen wird die Kraft geraubt.
 
Wenn ich auch nach all` den Jahren noch immer nicht erleuchtet bin,
so weiß` ich doch nun geistesklarer, was ich tue, wer ich bin.
Losgelöst vom Sehnen, Haften geh` ich mit dem Strom der Zeit,
selbst was schwer ist ist ohn` Mühsal und kein Weg ist mir zu weit.
 
Befreit vom Ich-Wahn bin ich furchtlos, ohne Arg` und ohne Wut,
alles Sein quillt aus der Tiefe, alle Wirrniss - sie wird gut.
Was gewesen, was wird kommen, ist belanglos hier und jetzt,
denn was zählt ist Geistesklarheit, Stille und ein weites Herz.
 
Mächtig konzentrieren sich meine Geisteskräfte nun,
Wachstum ergibt ganz natürlich sich, mir wird möglich, recht zu tun.
Ich verstehe, tief ergründet, diese Welt und meine Zeit,
nicht mehr Spielball bin ich länger, formbar wird nun meine Welt.
 
Kultur keimt nun im Herzen mir, selbstlos wird das Sein,
alle sind mir Freunde hier: Liebe, Friede und verzeih`n.
Die ganze Welt ist wie in mir, ich gebe ihr nur Raum,
verständnisvoll ich sie behüt` und führe aus dem Traum.
 
                                                                         Adalbert Skarbal