Schulen des Buddhismus

 

Der Buddhismus lässt sich grob in die zwei Hauptströmungen einteilen: dem ursprünglichen Theravāda-Buddhismus und den vielfältigen Mahayana-Schulen (z. B. Zen-,Amidha- und Vajrayana-Buddhismus). Auch wenn die Schulen in wesentlichen Kernaussagen übereinstimmen, so gibt es dennoch unterschiedliche Aktzenten in folgenden Punkten:
Praxisideale:
                Buddha-Ideal
                 Bodhisattva-Ideal
                 Arahat-Ideal.
Erkenntnisquellen:
                Der Theravāda betont den Selbstbefreiungsweg aufgrund eigener Erfahrung 2, der sich an dem Stufenweg Geben und ethischen Verhaltens, Sammlungs- und Einsichtspraktiken orientiert. Grundlage für die Entwicklung der Erkenntnis ist die eigene Praxis der Wirklichkeitslehre 3 des Buddha (dhamma) - so wie sie auch authentisch im Palikanon dokumentiert ist.

                Im Mahayana wird weniger die ursprüngliche Buddha-Lehre - so wie sie vom Theravada übertragen wurde - sondern auf spezifische Wege der Erkenntnisgewinnung bzw. Vermittlung gesetzt wie z.B. die eigene Linie der Schule, die Einweihung / Übertragung der Erkenntnisse durch einen Lehrer (tibetischer Buddhismus) und logische Dispute (z.B. Gelukpa).
  • Lehrer-Schüler-Beziehung:
                Im Theravāda betont die Selbstverantwortung und Selbsterfahrungsweg gemäß der Buddhalehre, der Lehrer kann ein spiritueller Begleiter auf dem Weg sein. Grundlage für Schüler und Lehrer ist immer die eigene Erfahrung auf dem Stufenweg sila-samadhi-pañña 4. Die eigene Erfahrung ist jedoch maßgebend für den Fortschritt der spirtuellen Entwicklung.
                               Der Mahayana sieht im Lehrer eine zusätzliche Erkenntnisquelle. Der Lehrer weiht den Schüler in Erkenntnisse ein oder kann auch Übertragungen vornehmen.
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Die Praxisideale orientieren sich im Theravada an den spirituellen Realisierungen von Menschen. Sie ergeben sich für den Arahat, den Niewiederkehrer, Einmalwiederkehrer und Stromeingetretenen durch die direkter Erfahrung von nibbana.
Ein Arahat hat dadurch sämtliche Fesseln (Persönlichkeitsglaube, Zweifel, Hängen an Regeln, Sinnesgier, Aversion, Anhaften an Feinstofflichen, Anhaften an Unstofflichen, Dünkel oder Stolz, Aufgeregtheit, und Verblendung) überwunden bzw. realisiert. Der Niewiederkehrer (sakadāgāmi) hat noch Probleme mit den Fesseln: Anhaften an Feinstofflichen, Anhaften an Unstofflichen, Dünkel, Aufgeregtheit und Verblendung und hat keine Anfaftung an die Sinneswelt (Niewiederkehr in Sinneswelt) . Der Einmalwiederkehrer (anāgami) hat die drei Fesseln Persönlichkeitsglauben, Zweifel und Hängen an Regeln überwunden und leichte Probleme mit den Fesseln Sinnesgier und Aversion(durch leichtes Anhaften an die Sinneswelt - Einmalwiederkehr in Sinneswelt). Der Stromeingetretende (sotāpanna) hat die drei Fesseln Persönlichkeitsglauben, Zweifel und Hängen an Regeln überwunden und die Fesseln Sinnesgier und Aversion noch nicht hinreichend geschwächt und hat dadurch noch eine stärkere Anhaftung an die Sinneswelt. sakadāgāmi, anāgami und sotāpanna haben nibbana gesehen und gehen alle gesichert auf die vollständige Befreiung von den Fesseln (arahatschaft) zu. Das weltliche Ziel Glück auf ethischer Basis kann noch mit Realisierungen verbunden wie Vertiefungen oder spirtuellen Erfahrungen verbunden sein, die zu eine Stromeintritt führen können. Wesentlich für die Erreichung dieses Ziel ist die Überwindung der "Ich-Anschauung", dem Zweifel an Leidengesetzmäßigkeiten und deren Überwindung (dhamma) und dem Hängen an leeren Ritualen.
Buddha hat immer wieder die Notwendigkeit der eigenen Erfahrung betont, um die Erleuchtung zu erreichen. Kein anderes Wesen kann einen befreien, kein blinder Glaube an Lehrer, Tradition. Nur die eigene Erfahrung von dem was heilsam und dem was unheilsam ist, führt uns zur Befreiuung (vgl. Kalama-Sutta ??)

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Theravada
Früher auch abwertend Hinayana (Kleines Fahrzeug) genannt. Theravada (die alte Lehre) bewahrt in wesentlichen Grundzügen die Lehre Buddhas, aufbewahrt im Pali-Kanon, den Sutras (Lehrreden), die wörtlich auf den Aussagen Buddhas beruhen sollen, den Schriften des Tripitaka (Dreikorb). Angestrebtes Ideal ist der Arhat (ein Erleuchteter, der das Heil nur für sich selbst erlangt – Meditation). Trennung der Sangha (Gemeinschaft) in Mönche und Laien.
Südasien: Myanmar, Sri Lanka, Thailand, Laos, Kambodscha. In Indien nur noch vereinzelt.
 
Mahayana
Das Ideal des Mahayana (Großes Fahrzeug) ist der Bodhisattva, der das Heil allen Wesen bringen möchte, angesammeltes Karma (Verdienste) kann an andere übertragen werden. Philosophisch ausgerichtete Sutras und Kommentare vieler Lehrmeister. Die Dreikörper-Lehre, überweltliche Buddhas und das Shukavati-Paradies sind deutliche Unterschiede zum Theravada. Die Sangha ist gleichgestellt.
In ganz Südostasien, aber auch in Tibet, Japan, Korea und vereinzelt in Indien.
 
Vajrayana
Eine Weiterentwicklung des Mahayana ist das Vajrayana (Diamantfahrzeug), beeinflußt durch die alte Bön-Religion in Tibet. Tantrische Lehrmethoden, Geheimlehren vom Meister auf den Schüler übertragen, Yogaübungen, Mantras (Sprüche) und Mandalas (Meditationsbilder) sind die Kennzeichen. Das Vajrayana beeinflußt in starkem spirituellen Maße das Alltagsleben. Lamas verkörpern die geistliche Autorität. Rezitationen sind ein wesentlicher Bestandteil bei der Ausübung der Lehre.
Hauptsächlich in Tibet, Nepal, Bhutan, Mongolei, aber auch im Nordwesten Chinas.
 
Zen
Die Ursprünge des Zen liegen in China in den Ch'an-Schulen. Bücher und Konventionen werden als nutzloser Ballast ange- sehen, das Erleuchtungspotential liegt in jedem Individuum selbst und kann durch spontane Einsicht erlangt werden. Das Zen zeichnet sich durch Koans aus: Paradoxe Fragen, über die lange Zeit meditiert wird. Sitz-Meditation wird schweigend und sehr häufig durchgeführt. Das Leben in einem Zen-Kloster ist durch strenge Regeln gekennzeichnet.
Hauptsächlich in Japan, aber auch Südchina, Vietnam und Korea.

Diese vier buddhistischen Richtungen sind zum großen Teil in viele unterschiedliche Schulen aufgeteilt. Kennzeichnend für sie alle ist aber die Toleranz und Akzeptenz, in allen Ländern existieren sie mehr oder weniger nebeneinander. Viele Buddhisten praktizieren häufig die verschiedenen Ausrichtungen gleichzeitig.
Nach Europa und in die übrige Welt gelangte der Buddhismus erst vor etwa 200 Jahren. Etwa mit Mitte des 19. Jahrhun- derts begannen sich insbesondere deutsche Philosophen mit den Texten zu beschäftigen. Aber schon in der Antike gab es einen regen Kultur- und Wirtschaftsaustausch mit den buddhistischen südasiatischen Ländern.
Es ist daher anzunehmen, daß sich hier im Westen im Lauf der Jahrhunderte eine neue Entwicklung bildet.